Einführung
Die Lyriden sind ein jährlicher Meteorschauer, dessen Radiant im Sternbild Leier (lat. Lyra) liegt. Sie sind zwischen dem 14. und 26. April aktiv; das scharfe Maximum tritt um den 22. April ein. Zurückgeführt werden die Lyriden auf den mit einer Umlaufzeit von 415 Jahren als langperiodisch eingestuften Kometen Thatcher (C/1861 G1). Dessen Orbit steht mit einer Neigung von 80 Grad fast senkrecht auf der Ekliptikebene, sodass er kaum von den gravitativen Einflüssen der großen Planeten gestört wird. Daher ist der zugehörige Meteorstrom wenig ausgedehnt, woraus ein sehr spitzes Maximum der Aktivität sowie eine ungewöhnliche Langlebigkeit des Stroms resultiert. Die Lyriden sind bereits im Jahr 687 v. Chr. beobachtet worden und Modellrechnungen zeigen, dass der Strom seit mindestens 1.5 Millionen Jahren existieren muss.
Lage des Lyriden-Radianten. Quelle: NASA
In aller Regel weisen die Lyriden eine ZHR zwischen 10 und 25 auf, doch in einzelnen Jahren war die Aktivität deutlich erhöht, so 1922 (ZHR 96), 1946 (ZHR 112) und 1982 (ZHR 90 - 100). Aus dem Jahr 1803 ist ein Meteorsturm überliefert, bei dem die ZHR um die 1000 gelegen haben dürfte. Die Ursache dieser überraschenden Ausbrüche wird in der Fachwelt immer noch kontrovers diskutiert, scheint aber eine generelle Eigenschaft von Meteorströmen aus langperiodischen Kometen zu sein. Die Aurigiden, deren Ursprungskörper Komet Kiess (C/1911 N1, Umlaufzeit etwa 2500 Jahre) ist, zeigen ein ähnliches Verhalten. Während eine erhöhte Aktivität der Aurigiden im Jahr 2007 korrekt vorhergesagt wurde, ist gleiches bei den Lyriden bislang nicht gelungen. Immer wieder wird eine etwa 60jährige Periode der Ausbrüche diskutiert (1803 - 1922 - 1982), und folglich wären die nächsten um die Jahre 2040 und 2100 zu erwarten. Allerdings widersprechen die stark erhöhten ZHR in den Jahren 1934 und 1946 dieser These. Aus der Folge 1922 - 1934 - 1946 - 1982 und Modellrechnungen, welche gravitative Störungen durch Jupiter und Saturn berücksichtigen, ergibt sich, dass Lyriden-Ausbrüche in Abständen erfolgen, welche 12 Jahren oder einem Vielfachen davon entsprechen. Demnach bestünde 2030 die nächste Chance für erhöhte Lyriden-Raten. Es lässt sich daher festhalten, dass Ausbrüche der Lyriden zwar selten, aber prinzipiell zumindest alle 12 Jahre möglich sind. Da aber auch außerhalb dieser Wiederholungsreihe im Jahr 1945 deutlich erhöhte Fallraten verzeichnet wurden, lohnt sich die Beobachtung dieses Meteorschauers eigentlich in jedem April.
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