Perseiden, Geminiden, Leoniden |
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Die Delta-Aquariiden |
EinführungDer Sommer gilt als Sternschnuppenzeit. Dies liegt in erster Linie an den Perseiden, die Ihr Maximum um den 12. August erreichen. Der gesamte Aktivitätszeitraum dieses Meteorstroms erstreckt sich vom 17. Juli bis zum 24. August. Daneben sind zwischen Mitte Juli und Mitte August zahlreiche schwächere Meteorströme aktiv, die zwar jeweils nur eine geringe ZHR erreichen, aber in der Summe doch zahlreiche Sternschnuppen produzieren. Die Kappa Cygniden (Maximum um den 18. August) und die Alpha Capricorniden (Maximum um den 29. Juli) bringen z.T. sehr helle Feuerkugeln hervor. Letztere sind nur einer von mehreren Meteorströmen mit Radianten in den Sternbildern Steinbock (lat. Capricornus) und Wassermann (lat. Aquarius). Für Gelegenheitsbeobachter sind sie daher nur schwer auseinander zu halten. Der größte Teil der Aktivität aus dieser Himmelsregion geht allerdings auf die Delta-Aquariiden zurück. Genau genommen handelt es sich bei diesen um zwei Meteorströme (Nördliche und Südliche Delta-Aquariiden), deren Radianten dicht zusammen nahe des mittelhellen Sterns Delta Aquarii im Sternbild Wassermann (lat. Aquarius) liegen, von dem sich die Bezeichnung ableitet. Die oft verwendete Form "Aquariden" ist grammatikalisch also nicht korrekt, eigentlich muss es "Aquariiden" heißen. Die Bahnen der beiden Teilströme sind symmetrisch zur Bahnebene des Planeten Jupiter angeordnet, dessen Schwerkraft für eben diese Zweiteilung verantwortlich sein dürfte.
Für den weitaus größten Teil der visuell wahrnehmbaren Sternschnuppen sind die Südlichen Delta-Aquariiden verantwortlich. Sie sind im Zeitraum 12. Juli bis 23. August aktiv; das Maximum mit einer ZHR um 25 tritt um den 31. Juli ein. Aufgrund der südlichen Lage des Radianten kann dieser Meteorschauer auf der Südhalbkugel am besten beobachtet werden. In Mitteleuropa steht der Radiant zwar in der gesamten kurzen Sommernacht über dem Horizont, erreicht aber selbst bei seiner Höchststellung gegen 2 Uhr MESZ lediglich knapp 25 Grad Höhe. Daher können auch unter optimalen Bedingungen nur wenige Sternschnuppen gesehen werden. Diese haben aber infolge des flachen Eintrittswinkels in die Erdatmosphäre eine recht lange Spur (Earth Grazer) und bewegen sich fast ausschließlich von Süden weg in Richtung West, Nord und Ost. Dadurch lassen sie sich gut von den zu dieser Zeit bereits aktiven Perseiden unterscheiden. Im Vergleich zu den Alpha-Capricorniden (Aktivitätszeitraum 3. Juli - 15. August), welche ihr Maximum ebenfalls um den 31. Juli erreichen, sind die Delta-Aquariiden deutlich schneller (41 km/s gegenüber 23 km/s). Lage der beiden Delta-Aquariiden-Radianten. Quelle: Freestarcharts.com
Intensive Forschungsarbeiten haben in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass die für uns am Nachthimmel sichtbaren Nördlichen und Südlichen Delta-Aquariiden tatsächlich nur einen kleinen Teil eines ausgedehnten Komplexes interplanetarer Materie darstellen, welcher als Machholz-Komplex bezeichnet wird. Dazu gehören u.a. neben den im Juni am Taghimmel aktiven (und daher nur mit Radar wahrnehmbaren) Arietiden auch die bekannten Quadrantiden mit ihrem Ursprungskörper 2003 EH1 (der als inaktiver Komet gilt) sowie der namengebende periodische Komet 96P/Machholz und zahlreiche weitere Kleinkörper. Der gesamte Komplex ist offenbar im Laufe einiger Jahrtausende durch kaskadierenden und bis heute anhaltenden Zerfall aus einem Ursprungskörper hervor gegangen, wobei Trümmerstücke von submikroskopischer Größe bis hin zum etwa 6.4 km durchmessenden Kometen Machholz entstanden sind. Der in Aufnahmen der Raumsonde SOHO entdeckte Komet C/2008 Y12 hat eine mit den Delta-Aquariiden fast identische Umlaufbahn. Ob er deren direkter Ursprungskörper oder nur ein größeres Trümmerstück innerhalb des Aquariidenstroms ist, muss einstweilen offen bleiben. |
Geschichte der Delta-Aquariiden
Ob die Delta-Aquariiden wie andere Meteorschauer bereits im Mittelalter in Ostasien gesehen worden sind, lässt sich an Hand der Quellenlage nicht eindeutig klären. Die früheste gesicherte Beobachtung des südlichen Teilstroms erfolgte 1870 durch George L. Tupman. Der nördliche Teilstrom wurde erst im Rahmen des Harvard Meteor Projects (1952 - 1954) eindeutig identifiziert. 1952 konnte Mary Almond an Hand von Radardaten Meteorbahnen des südlichen Teilstroms präzise bestimmen, wodurch die Verwandtschaft mit den Arietiden auffiel. Auch die Alpha Capricorniden sind eine Entdeckung des späten 19. Jahrhunderts. Intensivere Untersuchungen ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zeichneten ein komplexes Bild dieses Stroms, welcher offenbar aus mehreren Radianten besteht und möglicherweise 3 Maxima im Abstand von jeweils einigen Tagen aufweist. Über den Ursprungskörper wurde lange spekuliert; als wahrscheinlichster Kandidat wurde Anfang des 21. Jh. der offenbar sehr alte und kaum noch aktive Komet 169P/NEAT identifiziert. In unserer Zeit zeigen die Alpha Capricorniden nur bescheidene Aktivität, da die Erde sich duch randliche Bereiche des Stroms bewegt. Dieser wird sich in den kommenden Jahrhunderten in Richtung Erdbahn verlagern, sodass im 24. Jahrhundert jedes Jahr ZHRs von bis zu über 2000 erreicht werden - ein grandioses Sommerspektakel für unsere Nachfahren. Die Kappa Cygniden waren ebenfalls bereits seit den 1870er-Jahren bekannt, wurden aber danach wenig beachtet, da die Aufmerksamkeit der Beobachter zumeist den gleichzeitig erscheinenden Perseiden galt. Etwas mehr Interesse fanden sie erst in jüngerer Zeit. Zum einen zeigten sie in einem siebenjährigen Rythmus 1993, 2007, 2014 und 2021 eine erhöhte ZHR mit vielen hellen Feuerkugeln, zum anderen wurde mit dem Asteroiden 2008 ED69 der wahrscheinliche Ursprungskörper entdeckt. Wie bei anderen Meteorströmen geht man davon aus, dass sowohl der Asteroid als auch die Kappa Cygniden vor einigen tausend Jahren aus dem Zerfall eines Kometen hervorgegangen sind. |
Die Delta-Aquariiden 2024
2024 ist ein einigermaßen günstiges Jahr für die Beobachtung der Delta-Aquariiden, weil das Maximum (31.07.2024) nur wenige Tage vor Neumond erreicht wird. Der abnehmende Mond stört mit seinem Licht in den Morgenstunden nicht allzu sehr; insbesondere gilt dies für etwaige helle Feuerkugeln der Alpha-Capricorniden sowie der bereits aktiven Perseiden. |
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